Sie können uns entführen, fesseln und befreien. Ihr Weg führt uns in tiefere Schichten unseres Seins. Ihr Drehbuch weist in unsere Vergangenheit und in unsere Zukunft. Wir erwachen schweißgebadet oder auch tiefenentspannt. Sie können die Welt verändern und uns sogar heilen: Träume.
Wer kennt sie nicht, die berühmten Worte Martin Luther Kings: „I have a dream..“. Er hat es gewagt und mit seinem Leben bezahlt. Elias Howe hat seine Erfindung der Nähmaschine einem Traum zu verdanken, genauso wie der Beatles Hit ‚Let it be’ seinen Ursprung in einem Traum Paul McCartneys hat. Die Liste der Kunstwerke und der Literatur die durch Träume oder Visionen inspiriert sind ließe sich wahrscheinlich beliebig verlängern.
Was passiert neuropsychologisch beim Träumen? Unsere Gehirnwellen gehen in einen Alpha- (8 – 12 Hz) oder auch Thetabereich (4 – 7 Hz), d.h. sie werden flacher. Unser bewusstes Denken beruhigt sich und mit ihm auch unser kritischer Verstand. Dieser lässt im Wachbewusstsein ungern Informationen, die mit den eigenen Vorstellungen nicht kompatibel sind, herein. Man könnte ihn als eine Art Torwächter bezeichnen, der unser gegenwärtigen Auffassungen schützt, aber oftmals eben auch erwünschte Veränderungen verhindert. Es erscheint paradox: in dem Moment, wo sich unser Verstand beruhigt, treten wir in den Raum einer tieferliegenden Intelligenz ein. Unser oftmals duales Denken ist im Wachzustand stark beschränkt, unsere Träume führen uns hingegen in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wir werden freier, kreativer und offener für Inspirationen unseres Unterbewusstseins. Und ein weiteres Phänomen lässt sich beobachten. Wir fokussieren stärker, unser Gehirn ist in weniger Regionen aktiv. Das hilft uns zu entspannen.
Träume sind eine Art Brücke zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Welt, zwischen dem bewussten und unbewussten Teil unseres Selbst. Traumbilder sind die Möglichkeit unserer Seele sich mitzuteilen. Das ist ein Potential, aus dem Heilung geschehen kann. Wenn ich mir der Bedeutung meiner Träume bewusst bin, wenn ich versuche, sie als Ausdrucksform und Sprache meiner Seele zu verstehen, können sich völlig neue und großartige Zusammenhänge erschließen. Erinnern Sie sich an Ihren letzten Traum? Hat sich Ihr Gehirn schon mal die Freiheit genommen, Sie an den Strand von Malibu zu beamen? Kennen Sie die wunderbare Wirkung der Vorstellung eines weißen Strandes oder einer Hängematte zwischen zwei Palmen? Es ist faszinierend, dass die Wirkung unserer Phantasie für uns so real erscheint, wie das echte Leben.
Die aktuelle Traumforschung (ich empfehle Stefan Klein: Träume – eine Reise in unsere innere Wirklichkeit) zeigt eindrucksvoll, wie wichtig Träume für unsere Gesundheit sind. Doch bereits im Jahr 415 n.Chr. schreibt der Bischof Synesius von Kyrene: Das Wunderbarste und zugleich Geheimnisvollste ist jedoch, daß der Schlaf der Seele den Weg zu den vollkommensten Einsichten in das Wahre Wesen der Dinge erschließt und daß er ihr die Fähigkeit eröffnet, über die Natur hinauszugehen und sich selbst mit der intelligiblen Sphäre zu vereinigen, von welcher sie so weit hergewandert ist, daß sie gar nicht mehr weiß, woher sie kam… Daraus erhellt, daß es immer ein Mensch ist, der uns belehrt, wenn wir wachen; daß es aber stets Gott ist, der uns erleuchtet, wenn wir schlafen.
Folge Deinen Träumen! Ich freu‘ mich auf S(s)ie.
Mit herzlichem Gruß
Andree Gauer