Grafik: die Umrisse zwei sich überkreuzender Hände halten ein rotes Herz in den Handinnenseiten.

Herz oder Verstand?

Liebe Klienten, Freunde und Interessierte,

herzlich willkommen zu diesem zweiten Blogbeitrag.

„Das Herz sagt: ‚bleib!‘, der Kopf schreit: ‚geh’“ beginnt der bekannte Hit von Joris und beschreibt für mich einen typisch menschlichen Konflikt. Wie oft habe ich den Satz gehört: „Ich hätte auf mein Herz hören sollen!“ Statt das zu tun, nehmen wir den manchmal scheinbar sichereren oder vernünftigeren Weg. Dann kann es allerdings passieren, dass unser Herz mit seinen Herzenswünschen ein wenig auf der Strecke bleibt. Auch bin ich überzeugt, dass sich tiefergehende, ernsthafte und auch psychische Probleme nicht allein im Kopf lösen lassen. Um wirklich intelligent zu sein, brauchen wir auch immer wieder so etwas wie Unvernunft, kindliche Intuition und Inspiration. Und letzteres sucht man im Kopf vergebens …

Seitdem ich von den Forschungen des Heart-Math-Institutes gehört und gelesen habe, hat mich die Faszination für unser Herz ‚gepackt‘. Ein paar Zahlen:

• Unser Herz pumpt täglich die unvorstellbare Menge von achttausend Litern Blut durch unseren Körper;
• das EKG ist bis zu 60–mal stärker als das elektrische Signal des Gehirns;
• das Herz erschafft ein Magnetfeld, dass sogar um das 5.000fache stärker ist, als das des Gehirns;
• gleichzeitig verfügt unser Herz über ca. 40.000 Nervenzellen, die mit dem Gehirn kommunizieren.
Vielen Klienten in meiner Praxis habe ich bereits den Film: ‚The power of the heart‘ empfohlen, was ich hier gern wiederhole (www.thepoweroftheheart.com).

Können wir uns diese Urkraft des Lebens besser nutzbar machen? Und wenn ja, wie? Eine Variante, die ich von dem amerikanischen Ganzheitsarzt Dr. Alex Loyd übernommen habe und manchmal in der Behandlung anwende, könnte man mit „Hand aufs Herz“ betiteln. Ein sanfter Händedruck auf unsere Herzregion verbindet uns zunächst körperlich und später auch im Bewusstsein wieder  mit unserer Mitte. Und es geht darum, sein Herz offen zu halten und diese Verbindung wieder stärker zu nutzen. Ein fühlendes, offenes, evtl. rebellierendes oder auch trauriges Herz ist ein lebendiges Herz und unterstützt unsere Gesundheit. Ein kaltes oder verschlossenes Herz läuft sicher eher Gefahr zu brechen oder zumindest krank zu werden.

Mit unseren Gedanken stoßen wir immer wieder an Grenzen, drehen uns im Kreis und erschaffen manchmal sogar sehr unangenehme Gefühle. Der Verstand denkt in Kategorien und Schubladen, die mit der komplexen Realität des Lebens oftmals wenig zu tun haben. Besser und einfacher leben lässt es sich aus meiner Erfahrung, wenn der Kopf relativ ruhig ist, evtl. beruhigt und kontrolliert wird, und unbedingt das Herz das Kommando übernimmt. Es braucht einen starken Offizier, der die ‚Lage peilt‘, um dann intelligente Lösungen zu finden. Das ist nicht immer einfach, aber gesünder!

Hans Magnus Enzensberger zeigt in seinem Gedicht „Innenleben“, wie sehr unser Herz auch in unserer Sprache verankert ist:

Es schmilzt uns es blutet es lacht uns im Leibe
Wir tragen es auf der Zunge
Wir schütten es aus
Wir machen ihm Luft
Wir grüßen von ihm
Wir essen es in Aspik

Es ist steinern es ist weich
golden hart brennend gespickt
halb leicht tief gut oder schwer
gebraten gebrochen erweitert verfettet

Wir bringen etwas darüber und tragen etwas darunter
Wir legen die Hand darauf
Wir schließen etwas darin ein
Wir drücken etwas daran
Wir nehmen uns etwas dazu
Wir haben etwas darauf
Wir hängen es an etwas hin

Es hat Klappen Blätter und Damen
Es hat Fehler Schläge Gründe Beutel und Gruben
Anfälle Kammern und Lüste

Wir lassen uns etwas daran wachsen
und etwas daran schneiden
und etwas daran greifen

Ein Stein fällt uns davon herunter
Wir machen eine Mördergrube daraus
Wir haben es auf dem rechten Fleck

Natürlich ist die Blogüberschrift „Herz oder Verstand“ auch wieder eine Verstandesgeburt, ein Entweder–oder. Wie wäre es, wenn beides Hand in Hand ginge? Wenn wir ab und zu unsere Gedanken beruhigen, weil wir auf unser Herz hören? Was wäre, wenn dem Verstand ein mächtiger Offizier zur Seite gestellt würde, der jede Lebenslage intuitiv besser beurteilen könnte? Und was würde passieren, wenn wir alle – wie ‚Der Alchimist‘ bei Paolo Coelho – unseren Träumen folgen würden?

Zum Schluss noch ein kleines Experiment:

1. Versuchen Sie, sich das Universum vorzustellen.
2. Geht nicht? O. k. Hand aufs Herz.
3. Und jetzt?
Mit einem herzlichen Gruß

Andree Gauer

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